Seit Oktober pendel ich nun jede Woche von meinem Heimatort nach Düsseldorf. Schnellste Verbindung 3:46 Stunden von Bahnhof zu Banhof. Hinzu kommt noch der Weg zum Bahnhof und die U-Bahn Fahrt in Düsseldorf. Mit etwas Glück brauche ich für eine Strecke 5 Stunden. Mit dem Auto benötige ich in der Regel 3:15-4 Stunden. Je nach Verkehr und Wochentag.
Ich war neulich in einem veganen Restaurant in Kassel. An der Kasse klebte ein Aufkleber der mich zum Überlegen angeregt hat.
Berlin kann jeder, Kassel muss man wollen…
Quelle: Aufkleber im veganen Restaurant.
Und das stimmt sowas von. Ich kenne wirklich niemanden der die Stadt Kassel wirklich toll findet. Außer die Kassler selbst vermutlich. Ich denke für alle umliegenden Städte ist Kassel eher die Stadt, wo der nächste IKEA ist bzw hin und wieder mal ein Konzert stattfindet. Mehr aber auch nicht.
Was hat das mit der Deutschen Bahn zu tun? Nun ja, die Bahn ähnelt einfach der Stadt Kassel. Man benutzt sie, findet sie aber absolut nicht geil. Man ist nicht besonders schnell, sie kostet relativ viel (wenn man kein Supersparpreis ergattern kann), man ist unflexibel und hat ständig Ärger.
Seit Anfang des Jahres ist die Bahn etwa 12% billger. Auf Kosten des Steuerzahler, da einfach nur die Mehrwertsteuer gesenkt wurde. Dadurch gibt es nun auch mehr Passagiere an Board. Und gefühlt auch mehr Verspätungen, Ausfälle und sonstige Überraschungen die die Bahn so für uns vorhält…
In den letzten Wochen meiner Pendelei war eigentlich immer irgendwas. Seien es Bäume auf der Schiene, Signalsörungen, fehlende Zugführer und was es nicht sonst noch alles gibt.
Es nervt einfach tierisch was gerade abgeht und ich bin mittlerweile am überlegen, diese Bahnsache wieder sein zu lassen. Die Zeit die ich im Zug für andere Dinge nutzen will, die im Auto nicht möglich sind, wird auch immer geringer. Man muss sich auf seiner Tour darum kümmern: Wie komme ich überhaupt an mein Ziel. Oft dann noch verspätet. Und so klickt man sich durch die verbesserungswürdige App um irgendwie ans Ziel zu kommen.
Wenn ich dann nach über 5-6 Stunden ankomme, hätte ich auch gleich mit dem Auto fahren können und die freie Zeit, die ich nicht länger im Zug sitze, sinnvoll nutzen.
Wenn die Verspätungen nicht schon genug wären, fahren meine Standardzüge in den nächsten drei Wochen nicht. Das heißt ich muss andere Routen und Zeiten nehmen. Das finde ich auch nicht unbedingt lustig. Als Spontanreisender ist das vielleicht nicht weiter störend, wenn man allerdings jede Woche die selbe Route nimmt, ist das wirklich ätzend.
Den „grünen“ Aspekt hat die Bahn ja nun auch nicht wirklich inne. Heute habe ich gelesen, dass die Bahn maßgeblich daran beteiligt ist, dass das Kohlekraftwerk Datteln 4 wirklich in Betrieb genommen wird. Klar der Bau hat sich extrem verzögert, aber nun wird die Bahn ihre vertraglich geregelten Megawattstunden aus dem Kohlekraftwerk beziehen. Und zwar so viel, dass der komplette Bahnbetrieb von NRW auf Kohle läuft. *applaus* Quelle
Ich werde mir das jetzt noch bis Ende März anschauen und dann entscheiden, ob ich das Experiment Bahn fahren noch weiter verfolge oder wieder meinen Diesel anschmeiße und jede Woche 640 Km hin- und hergurke. Viel schädlicher als die Kohlezüge kann das auch nicht sein. Sollte ich dann sogar wieder Leute per Mitfahrgelegenheit mitnehmen, stehe ich sogar umwelttechnisch besser da.
Demnächst werde ich hier auch mal meine Bahnstories veröffentlichen. Es passiert halt so allerhand auf meiner Stammstrecke. Und mit folgendem, eigenen Zitat, schließe ich die Akte für die aktuelle Woche:
Auto fahren kann jeder, Bahn fahren muss man wollen…
Hannes Schulze Adaption zum Kasselsticker